So, ich habe die Wette mit meinen Nachbarn wohl verloren, wer als Nachfolger in das Blinis einziehen wird. Die Kaffeehauskette Balzac, so jedenfalls berichtet es am 11.2.2017 die Abendschau. D.h. aus altem Kaffeeshop wird nicht unbedingt neuer Kaffee, um mal ein schiefes Gebilde zu konstruieren.
Schade ist es schon, denn die Straße besteht alle ca 10 Meter aus einem Kaffee-to-go-Angebot. Das war noch vor rund zehn Jahren anders, da gab es Trödler, bei denen man noch stöbern und etwas entdecken konnte. Da gab es drospa, klein, vollkommen zugestopft, aber man bekan kurz alles, was man brauchte. Da gab es Leisten Schlumm, wenn mal wieder keine Nägel und Schrauben da waren und der Hermannplatz mit dem Bauhaus zu weit (!) weg war. Schnee, Vergangenheit, Weg.
Was also macht die Straße für Touristen so toll: die Mode? Vielleicht, aber werktags sind die Läden oft sehr leer. Die Kaffeehäuser? Samstag, Sonntags proppenvoll – oft, nur nicht bei bestimmten Wetterlagen. Die Postkartenläden. Ja, vielleicht. Und die Markthalle, die zieht ganz bestimmt. Nur, nur Touristen sind es halt eben nicht, sondern stinknormalos wie wir, die gerne in die Espresso Lounge gegangen sind, weil a) der Kaffee schmeckte, b) die Auswahl angenehm überschaubar war und c) das Ganze für den Bergmannkiez stimmig war.
Schließen wir ein paar Wetten ab: Balzac kommt, macht erstmal Umsatz, zwei, drei, vier Jahre. Nach vier Jahren ist der Laden wieder dicht und der Vermieter hockt auf seinen absurden 8000.- Euro Miete monatlich (sicher netto). Dann heißt es allerorten: boah, ist die Straße öde. Nur Kaffee für 3,50 Euro, abends ab 20h alles zu – und der Verkehr, keine Parkplätze und überhaupt. Wette 2: Balzac wird von den Kiezlern nicht angenommen, zumindest denen, die hier schon länger wohnen, zu doof war das Vorgehen des Vermieters, zu sehr fehlt das Blinis und Kette ist auch doof.
Wette 3: es gibt irgendwann die große Bereinigungswelle: Kaffee zieht zwar, aber um 8000.- Euro netto plus MwSt, plus Warenwirtschaft, plus Haftpflicht, plus Gewerbesteuer, plus Einnahmeausfälle, plus Angestellte, zu erwirtschaften, muss der Kaffee utopische 4.- Euro kosten. Am Tag braucht es mindestens 200 verkaufte Cappus zu je 4.- Euro, im Monat also rundherum 6.000 Stück…hahahahaha, mit diesen absurden Vermietungspreisen kamen andere auch bereitsfett ins Stolpern, ich erinnere mal an das Wiener Kaffeehaus im Gesundheitszentrum oder Weilands Wellfoods. Denn wer vom Mehringdamm kommt, rennt zum Einstein Kaffee, wer der UBahn Gneisenau kommt, stolpert in mindestens zwei Kaffeeläden mit gutem Angebot plus Marheinekehalle. UND: direkt neben dem blinis ist ja auch noch die Coffee Lounge.
Was bleibt der Bergmannstraße: zu viel Kaffee in unterschiedlich guter oder schlechter Qualität, keine Trödler, viel Mode – wenig nette Plätze für die Anwohnerinnen. Schade ist’s.